Was Familienfreundlichkeit mit dem Erfolg von KMU zu tun hat
- Viktor Lis
- 10. März 2017
- 3 Min. Lesezeit
Wenn qualifizierte Arbeitskräfte knapp werden und sich immer mehr Fachkräfte einfach zwischen verschiedenen Arbeitgebern wählen können, bekommt eine familienfreundliche Unternehmensführung einen größeren Stellenwert. Neben monetären Anreizen hat die Vereinbarkeit von Familie und Beruf massiv an Bedeutung gewonnen. Darin liegt aber keine Bedrohung für KMU, sondern vielmehr eine Chance.

Sobald das Verhältnis zwischen beruflichen Belastungen und privaten Verpflichtungen ins Ungleichgewicht gerät, fallen häufig Entscheidungen für das Privatleben und gegen die Arbeit. Nicht zuletzt fördern dies ja auch Modelle wie Elternzeit. Bereits heute nimmt jeder vierte Vater eine Auszeit nach der Geburt eines Kindes. Damit verlieren viele Betriebe temporär wertvolle Arbeitskräfte, da die entstehenden Lücken nur bedingt aufgefangen werden können. Umsatz- und Ertragseinbußen sind dann die Folge, da die Wünsche der Kunden nicht mehr ausreichend erfüllt werden können.
In Familien geht es nicht nur um Kinder
In einer stärker alternden Gesellschaft haben viele berufstätige Familienmitglieder die Verantwortung für zwei Generationen. War es früher hauptsächlich die Kinderbetreuung, so müssen heute sehr viele Familien ebenfalls für ihre Eltern oder auch kinderlose ältere Familienmitglieder sorgen. Häufig kommen diese Betreuungsphasen direkt nacheinander.
Flexibilität zahlt sich aus
Fachkräfte sind in Unternehmen Mangelware. Eine Antwort darauf sind flexible Arbeitsmodelle, damit es durch familiäre Anforderungen nicht zu einer Unterbrechung der Erwerbstätigkeit kommt. Durch die Schaffung von Arbeitszeitkonten und damit mehr Flexibilität bei der Anwesenheit im Unternehmen, können familiäre Wünsche im Alltag besser eingeplant werden und führen dann auch häufig noch zu einer höheren Profitabilität, da die Mitarbeiter häufig nicht so stark durch die Koordination von privaten Terminen im Tagesablauf gestresst sind.
Prozesse unter die Lupe nehmen
Die gesamten Prozesse in einem Unternehmen müssen daraufhin überprüft werden, welche Themen wirklich zu bestimmten Zeiten erfolgen müssen. So können zum Beispiel viele interne Serviceleistungen wie die Rechnungserstellung, Buchhaltung, Korrespondenz etc. völlig von einer festen zeitlichen Vorgabe entkoppelt werden. Durch diese Flexibilität ist es für viele Mitarbeiter möglich die beruflichen und familiären Verpflichtungen besser zu kombinieren, ohne einen Bereich zu vernachlässigen.
Teams im Unternehmen stärken
Auch die breitere Aufteilung von Aufgaben auf ein Team und nicht auf Einzelpersonen kann sinnvoll sein. Gerade aber auch die digitale Entwicklung 4.0 bietet Möglichkeiten, die dieser Entwicklung entgegen wirken.
Thema Arbeitszeiten
Flexible Arbeitszeitmodelle sind allerdings nicht in allen, vor allem auch nicht in kleineren Unternehmen eins zu eins umzusetzen. Aber gerade die Besetzung von zwei Vollzeitkräften durch drei Teilzeitkräfte schafft eine Flexibilität, die nicht zu unterschätzen ist. Die Bereiche werden besonders bei der Urlaubsplanung und Krankheitsvertretung besser aufgefangen, ohne dass Kapazitäten aus anderen Bereichen angefordert werden müssen. Es kann auch herausgearbeitet werden, ob man wirklich für alle Bereiche einen hoch spezialisierten Angestellten benötigt. Oft kann eine willige flexible Arbeitskraft auch in fachfremden Aufgabenbereichen sehr schnell zum Erfolg des Unternehmens beitragen.
Kooperation mit Partnerfirmen
Die Lösung für KMU könnte hier sein, für bestimmte Bereiche Kooperationen mit Partnerfirmen einzugehen, um Teams über Unternehmen hinweg zu schaffen. Gerade im Handwerk ist es oft möglich, die Verfügbarkeit und auch Bürotätigkeiten bei verschieden Unternehmen durch einen Servicepool zu bündeln. Partner, die häufig auf der Baustelle zusammenarbeiten, bilden eine Bürogemeinschaft. Das führt auch noch zu Vorteilen bei der Abstimmung von verschiedenen Gewerken.
Welches KMU kann sich einen Kindergarten leisten?
Für den Erfolg familienfreundlicher Maßnahmen ist nicht die Unternehmensgröße ausschlaggebender Faktor. Es zählen vielmehr Kreativität und Mitarbeiterorientierung. Besonders kleine und mittlere Unternehmen, die sich keine eigenen Kindergärten leisten können, sollten über neue Modelle der gegenseitigen Unterstützung nachdenken. Es könnten zum Beispiel Notfallpläne mit Personen aufgestellt werden, wenn die Kinderbetreuung nicht gewährleistet ist. Dies bedarf jedoch einer verbindlichen Vorbereitung.
Folge: Steigerung von Freiheit und Wohlbefinden für beide Seiten
Am Ende zahlt sich Familienfreundlichkeit aus. Denn sie wirkt in der Regel leistungssteigernd und auf längere Sicht sogar kostensparend. Was kann es besseres geben, als die Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch veränderte Abläufe, Zeitmodelle, Teamarbeitsplätze etc.. so zu gestalten, dass alle mehr Flexibilität gewinnen und durch diese Freiräume das Wohlbefinden gestärkt wird? Zufriedene Mitarbeiter sind weniger krank, haben eine besondere persönlichen Beziehung zum Unternehmen und leisten daher mehr als andere. Weniger Fehlzeiten, weniger Kosten für die neue Besetzung von Arbeitsplätzen, weniger kostspielige Einarbeitungszeiten und vieles mehr wirken sich positiv auf das ganze Betriebsergebnis aus.














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